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Kurzgefasste Geschichte der Klosterbibliothek
Die erste Erwähnung - Abt Sigismund
Die Bücher begleiteten die Kommunität der Teplá Prämonstratenser zweifellos allein von ihrer Genese am Ende des 12. Jahrhunderts. Von den ältesten Büchern von 12. Jahrhundert bis erste Hälfte des 15. Jahrhunderts ist nur ein Bruchteil erhalten geblieben, nur über ein einziger Kodex aus dieser Zeit (legendäre Biographie des Gründers von Stift Teplá „Vita fratris Hroznatae“ aus der Mitte des 13. Jahrhunderts) können wir mit Sicherheit behaupten, dass er den Teplá Ursprung hat. Das Kloster eignete außerdem sicher noch liturgische (gottesdienstliche) Kodexe, aufbewahrt in der Klosterkirche, Abschriften der biblischen Texte, Ordensregel der Prämonstratenser und weitere für die Ausbildung und Tätigkeit der Ordensbrüder benötigte Bücher.
Über Entstehung und Anfänge der Klosterbibliothek ist uns nichts bekannt, die älteste erhaltene schriftliche Erwähnung über ihre Existenz stammt von 1501, der Abt Sigismund (1458-1506) sollte einen neuen Raum für Aufbewahren der Bücher schaffen. Die Lage dieser spät mittelalterlichen Bibliothek kennen wir nicht, wir kennen jedoch einen Teil ihres Inhaltes, und zwar bis heute erhaltene Drucke von der zweiten Hälfte des 15. und vom Anfang des 16. Jahrhunderts, einen Teil davon schaffte der Abt selbst und anderen Teil dann die einzelnen Ordensbrüder oder Wohltäter der Tepler Kanonie an. Laut den überlieferten Zeitsignaturen überschritt die Anzahl der Bücher in der Konventbibliothek an der Wende des 15. und 16. Jahrhunderts 150 Stück; die Bücher wurden nicht auf heutige Weise aufbewahrt, sondern in liegender Position auf dem Buchpult oder in den Regalen, das Schild mit Titel und Signaturen wurden auf die vordere Buchdecke geklebt. Außer die Bücher für die gemeinsame Konventbibliothek beschaffte Sigismund ein Komplex neuer liturgischer Bücher für die Klosterkirche, unter denen befinden sich die bis heute erhaltenen umfangreichen Pergamentkodexe mit wunderschönem malerischen Buchschmuck, dieses Buch wurde als Fertigungsauftrag in deutscher Stadt Magdeburg gemacht. Deutliche Aufmerksamkeit wurde in Sigismund´s Zeit auch den gedruckten Büchern gewidmet, sie wurden oft mit malerischem Schmuck, farbigen Rubrizierungen versehen und in spät mittelalterlichen Holzlederband gebunden, geziert mit Blinddruck und versehen mit Schutzbeschlag, dies wurde wohl direkt im Kloster Teplá gemacht.
16. - 17. Jahrhundert
Berichte über weitere Entwicklung der Bibliothek sind ziemlich karg. Die Äbte im 16. und 17. Jahrhundert pflegten oft ganze Ensemble von älteren Büchern und auch aktueller Zeitliteratur einzukaufen, manche ältere Bücher aus dem Klostereigentum ließen sie neu binden, oft wurden die Einbände mit Klosterwappen und Monogram des jeweiligen Abtes geziert. Im Kloster sind in dieser Zeit, die überwiegend schon den gedruckten Büchern obliegt, immer noch Kodexe (Manuskripte) entstanden, darunter ragen die bis heute erhaltenen Klosterannalen, den ersten Band der Annalen beendete der damalige Superior Wenzel Schilling im 1621. Erhöhte Aufmerksamkeit wurde auch dem Schutz, Sortierung und bibliothekarischer Bearbeitung (Katalogisierung) der Bücher gewidmet – der älteste überlieferte Katalog dieser Bibliothek gründete der damalige Bibliothekar Hermann Schlager im 1639; in der Zeit der Kriegsgefährdung während des dreißigjährigen Krieges sollte der wertvollste Teil der Bibliothek einige Jahre lang in Sicherheit des Prämonstratenserklosters Wilten in Sicherheit evakuiert. Spätestens während des ersten Viertels des 17. Jahrhunderts wurden die Bücher in der Klosterbibliothek in den Bücherschränken oder Bücherregalen und zwar stehend augbewahrt. Der Schutzbeschlag verlor dadurch den ursprünglichen Sinn und fiel eher zur Last und wurde von den meisten ältesten Büchern auch beseitigt. .
Die alte Sigismund´s Bibliothek diente ihrem Zweck wohl bis zum Frühbarockumbau des Klosters, diesen Umbau hat der Abt Raymund Wilfert I. (1658-70) realisiert und zwar nach dem vernichtenden Brand vom 19. 4. 1659. Der Bauherr Domenico Pinchetti sollte laut dem Durchführungsvertrag vom 1666 unter anderem zwei gepflasterte gewölbte Räumlichkeiten bauen, einen Raum, der untere wird als Sakristei dienen und der obere über Sondertreppen vom Klosterambit zugängliche Raum sollte als Bibliothek dienen. Pinchetti´s Bibliothek entspricht also dem späteren Oratorium, dem im Obergeschoss des westlichen Flügels des Klosters über Sakristei platzierten Raum, der dicht an Klosterkirche anliegt. Schon in der Zeit der Raymund´s Nachfolgers Friedrich Uhl (1670-82) wurde das Kloster am 12. 3. 1677 vom nächstem umfangreichem Brand betroffen, dabei ist es gelungen, aus dem Kern des Klosters außer Apotheke auch Bibliothek zu retten. Nach dem Brand folgte dann eine Serie von Reparaturen, dann unter dem Abt Raymund Wilfert II. (1688-1724) und seinem Nachfolger Raymund Schimanovski (1724-41) wurde gesamter Umbau des Klosterkomplexes unter der Führung vom Johann Wolfgang Braunbock nach dem Projekt vom Christoph Dientzenhofer durchgeführt. Im Rahmen dieses Umbaus wurde über dem Kapitelhaus eine neue mit Stucken geschmückte „große Bibliothek“ (der spätere philosophische Saal) und neben ihm über dem kleinen Winterrefektorium ein kleinerer Raum genannt Musaeum (der spätere theologische Saal) errichtet; die ursprüngliche Pinchetio´s Bibliothek wurde in ein Oratorium umgewandelt. In die neuen Räumlichkeiten ist die Konventbibliothek nach dem 1704 umgezogen. Es wurde wohl damals in dieser Zeit die einheitliche Gestaltung der Buchrücken realisiert, sie wurden mit den Streifen von Leder, Papier oder Pergament überklebt oder mit weißer Ölfarbe überstrichen und neu mit Titeln und Signaturen beschriftet.
18. Jahrhundert
Im 18. Jahrhundert hat sich der Buchbestand schnell erweitert und zwar durch den Einkauf oder Nachlass von einzelnen Ordensbrüdern und durch die Akquisitionstätigkeit der Bibliothekare und Äbte, im letzten Viertel des Jahrhunderts sind in die Bibliothek des Klosters Teplá unter anderem Bücher aus der Bibliothek des während Josephinismus aufgelösten Schwesterklosters von Chotěšov, Bücher aus den auch aufgelösten Klöstern – der Zisterzienser in Plasy und Benediktiner in Kladruby gekommen. Wegen Kapazitätsgründen musste zuerst das „Musaeum“ eingenommen werden, anschließend wurden für das Aufbewahren der Bücher noch einige Klosterzellen zur Verfügung gestellt, wie die zeitgenössischen Quellen beweisen und wie wir das in manchen bis heute erhaltenen Büchern lesen können. Über die reichliche Benutzung der Bibliothek seitens der Ordenskommunität zeugt unter anderem das Privilegium vom Papst Clemens XI. vom 1716, es ermöglicht den Ordensbrüdern zum Studiumszweck und mit der Genehmigung ihres Vorstehers die Bücher aus der Bibliothek in die Zelle zu nehmen oder ja sogar außerhalb des Klosters an die Pfarrhäuser zu leihen, die geliehenen Bücher sollten mit Hilfe der Leihzettel registriert werden.
19. Jahrhundert
Das 19. Jahrhundert war unter dem Zeichen des erhöhten Interesses für den Bücher- und Archivbestand des Klosters seitens der Fachöffentlichkeit und Vertiefung der Qualifikation der Bibliothekare, die sich selbst oft der wissenschaftlichen Tätigkeit gewidmet haben und in vielen Fällen haben sie den Bücherbestand mit neuen Büchern ergänzt. Die Bibliothek befand sich zwar immer noch in der Klausur und sie war normal den Nichtmitgliedern des Klosters nicht zugänglich, die Forschungstätigkeit in ihren Beständen wurde jedoch einigen bedeutenden Persönlichkeiten aus den ausländischen (vor allem deutschen) und tschechischen wissenschaftlichen Kreisen ermöglicht. Das Klosterarchiv wurde anfangs 1833 in dem neu errichteten Raum im Obergeschoss des westlichen Flügels der Prälatur unmittelbar neben der Kirche, neben den Unterkunftsräumlichkeiten für die Gäste.
Das neue Gebäude
In den Räumlichkeiten des Theologischen und Philosophischen Saals und in den ausgegliederten Klosterzellen ist die Klosterbibliothek bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts geblieben, dann ist der größere Teil in einen neuen Bibliothek- und Museumsflügel des Klosters umgezogen. Das Wandeljahr für die Bibliothek der Prämonstratenser aus Teplá ist das Jahr 1900 geworden, in diesem Jahr hat die Zeit der Wirkung der bewundernswerten Persönlichkeit des Abtes Dr. Gilbert Johann Helmer (1900-44) begonnen, der viele unvollendeten Projekte seiner Vorgänger umgesetzt hat – unter anderem auch den lange geplanten Ausbau des neuen Bibliothek- und Museumsflügels, womit die Zeit des Aufbaus der Klosterareals beendet wurde. Auf der Stelle der heutigen Bibliothek, an die Nordwand der Klosterkirche anliegt, befand sich früher die Barockkapelle mit Krypta und Eingang zum ehemaligen Klosterfriedhof und eine jüngere Hroznata-Kapelle, beide haben ihrem Zweck nicht mehr gedient und wurden beseitigt. Auf dieser Stelle ist dann in den Jahren 1902-1905/06 nach den Plänen des Marienbader Architekten Josef Schaffer und unter der Führung des Egerer Baumeisters Franz Krause ein Neobarockflügel entstanden, der mit der Außenarchitektur und durch die Fassadengliederung die Prälatur nachgeahmt hat und dadurch symmetrisch die Masse des Objektes erfüllt hat, die Mitte seiner Frontseite ist die Klosterkirche geworden. Im neuen Museums- und Bibliothekflügel gab es Büroräumlichkeiten der Klosterbeamten (z.B. des Klosterbaumeisters) mit Nebenräumlichkeiten, Arbeitsraum für Bibliothekar, Lesersaal, Raum für Aufbewahren der Manuskripte und der ältesten Drucke, kleiner und großer Saal für die Präsentation der umfangreichen Museums- und Galeriesammlungen, ein hochmodernes geheiztes Bibliothek Depositorium, weiterhin ein Raum für Aufbewahren der Sammlung von Graphiken, Karten und Musikalien, Verbindungsgang, repräsentative Gästezimmer und schließlich auch ein großer Bibliotheksaal in der Höhe des Erdgeschosses und Obergeschosses. Das Objekt wurde mit einem sophistizierten Ventilationssystem, mit Stromversorgung, mit Wasserleitung, Zentralheizung kombiniert mit Heizkörpern für feste Heizstoffe und mit Telefon ausgestattet. Der Bibliotheksaal mit zwei Galerien mit geschmiedetem Geländer wurde mit geschnitztem Eichenholzregal ausgestattet und geschmückt mit Wandbelag aus dem Stuckmarmor und reicher Stuckatur mit personifizierten Gestalten der Wissenschaft, Kunst und Handwerk, auf den Regalen der oberen Galerie wurden Büsten der bedeutenden Äbte von Teplá platziert; monumentales Deckenfresko stellt kirchliche Väter und Apostel und Apotheose des Allerheiligsten. Bibliothek und Museum, die zum ersten Mal in der Geschichte des Klosters außerhalb Klausur sind, wurden in den ausgewählten Tagen und Stunden den Besuchern zugänglich gemacht; im 1908 zählte die neu geordnete und mit modernem Zettelkatalog ausgestattete Bibliothek 70 000 Bände, davon 503 Inkunabeln und über 400 Manuskripte. Der Abt Helmer bereicherte die Bibliothek um eine neue Kollektion der Manuskripte (darunter z. B. Ordinarius Praemonstratensis vom Ende des 12. Jahrhunderts) und mit einigen Zehnten Inkunabeln, er unterstützte auch wissenschaftliche Bearbeitung von Fonds und Sammlungen, unter anderem machte es W. Dolch, der die erste wissenschaftliche Zusammenstellung der ältesten Drucke, mittelalterlicher Manuskripte und ausgewählter Fragmente erstellt hat. Den Posten des Bibliothekars haben in dieser Zeit zwei bedeutende Persönlichkeiten ausgeübt – und zwar der böhmische Prämonstratenser Václav Vacek und der letzte deutsche Bibliothekar und Autor des Handschriftenverzeichnis Milo Nentwich. An der Neige des Lebens hat Dr. Helmer um den Preis keiner unbedeutenden Opfer und vieler Zugeständnisse das Teplá Kloster vor der Auflösung und seine Bibliothek und sein Museum vor der Konfiskation von Nazis gerettet. Die Fonds und Sammlungen sind für Prämonstratenserorden und Kloster in Teplá nicht für lange gerettet geblieben.
Die Staatsverwaltung
Die Aussiedlung der Ordensbrüder der deutschen Nationalität nach dem Krieg, Versuche um Konfiskation des Klostereigentums seitens des Staates und kurze Wirkung des tschechischen Konvents, das mit hiesigem Milieu nicht richtig verwurzelt war, hat das Ende der Erweiterung und fachlicher Bearbeitung des historischen Bibliothekfonds bedeutet und auch die ersten Verluste gebracht. Gewalttätige Besatzung des Klosters im Rahmen der Aktion „K“ im 1950, Unterbrechung der Tätigkeit des Klosters und das Stehlen seines Vermögens bedeuteten die größte Katastrophe in der modernen Geschichte der Klosterbibliothek und haben vier Jahrzehnten lange Epoche der Devastierung des ganzen Klosterkomplexes gestartet. Die Museumssammlungen, Bildergalerie und Möbel aus den Museumssälen wurden teilweise im 1950 in andere Institutionen zerstreut, teilweise vernichtet, genauso die Ausstattung der Büroräumen und repräsentativen Räumlichkeiten des Bibliothekflügels; die Bibliothek in dieser Zeit hat auch graphische Sammlung, Musikalien und historische Archivbestand, anschließend für bestimmte Zeit auch wertvolleren Teil des Bibliothekfonds und Kartensammlung verlassen. Das „leere“ Objekt des Klosters wurde zur Verfügung der tschechoslowakischen Armee überreicht. Seit 1958 wurden die Bibliothekräumlichkeiten im Rahmen der Besichtigungsstrecke des Denkmalschutzobjektes teilweise für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Zu den positiven Taten, die in der Zeit der staatlichen Verwaltung, die bis 1989, bzw. bis zum Beginn der Restitution des kirchlichen Eigentums dauerte, gehören Anschaffung des leider bis heute noch nicht publizierten wissenschaftlichen Verzeichnisses der Inkunabeln von Teplá(Autorin E. Urbánková), Bearbeitung der aus den Bucheinbänden ausgenommenen Bruchstücke (Autor B. Ryba) und Anschaffung des Inventars des neu geordneten Archivfonds (Autor J. Fiala), weiter Ergänzung des Bibliotheksfonds um die gegenwärtige Fachliteratur und Restaurierung von einigen ausgewählten Exemplare aus den Beständen und Sammlungen.
Die Gegenwart
Die Zeit seit der Erneuerung des Ordenslebens in Teplá im 1990 bis zur Gegenwart war im Zeichen oftmals ziemlich schwierigen Prozesses der Rückgabe von Beständen und Sammlungen zurück in das Kloster, Aufbau vom notwendigen Umfeldes für die Arbeit des Bibliothekars und Forscher und Anknüpfung an die unterbrochene Tradition der fachlichen Bearbeitung des Bibliotheksfonds – von den neuen Publikationen ist es notwendig zu betonen das Verzeichnis der Manuskripte aus Teplá (Autor F. Hoffmann), in der Form der kurzen Übersichte wurden ältere nicht veröffentlichte Verzeichnisse der ältesten Drucke von Teplá veröffentlicht (M. Hlinomaz). Bibliothek- und Museumsflügel des Klosters befindet sich infolge der vorherigen langjährigen Verwahrlosung der notwendigen Pflege und Wartung im unbefriedigenden technischen Zustand, der negativ die klimatischen Bedingungen im Objekt beeinflusst, der die entsprechende Ausnützung seiner grundsätzlichen Teile unterbindet und den Zustand hier gelagerten Bestände und Sammlungen bedroht. Die Beseitigung der Schaden und ihrer Folgen stößt auf Mangel der Finanzen (deswegen musste zum Beispiel Kanonie der Prämonstratenser Teplá leider auf die ganze Kollektion der Manuskripte und älteste Drucke verzichten), Bibliothek und Museum haben Probleme mit Mangel an guten Abstell- und Ausstellungsraum. Eine traurige Begleiterscheinung der neuen gesellschaftlichen Gestaltung ist der Zuwachs des Schadenvolumens verursacht von krimineller Tätigkeit, vor allem im Objekt der Bibliothek.
Die Bibliothek ist für die Öffentlichkeit im Rahmen der Besichtigungsstrecke zugänglich und auch für die individuellen Interessenten für die Forschungsarbeit geöffnet.